Kölner Türken mögen süß

In der östlichen Kultur sind nach einem deftigen Mittagessen ein zwei Bissen Süßes ein Muss.
So fallen einem auch in der Keupstraße die vielen verschiedenen Konditoreien direkt neben oder gegenüber den Kebap Restaurants auf, die ein großes Sortiment an Baklava, Kuchen und Torten haben.
Wir besuchten die „Orient Feinkonditorei“ des Herrn Hasan Özdag, der schon seit den siebziger Jahren sich in Köln mit Konditoreien beschäftigt und redeten mit seiner Tochter Hülya Özdag über „süße Themen“.

-Seit wann gibt es diese Konditorei?

-Diesen Laden gibt es seit 1988. Aber mein Vater ist schon seit Kindesalter in Antakya und auch in Deutschland beschäftigt sich seit 1971 mit dem Konditorberuf.

Wir verkaufen sowohl im Großhandel, als auch im Kleinhandel. Diesen kleinen Laden hier betreiben meine Schwester und ich. Die Großhandelverkäufe machen meine Brüder. Aus der Familie arbeiten fünf Personen in diesem Handel, zusätzlich haben wir in der Produktion und im Großhandelverkauf mit den Aushilfen insgesamt 7 Angestellte. Also besteht der Betrieb aus insgesamt 12-13 Personen.

-Wie viele verschiedene Süßwaren haben Sie im Sortiment?

-Zusammen mit den Baklava Sorten, den Kuchen und Torten Sorten haben wir insgesamt etwa 60 verschiedene Waren im Sortiment.

-In welcher Stadt in der Türkei sind Sie beheimatet?

-Meine Mutter aus Adana, mein Vater aus Hatay (Antakya).

-Also haben Sie auch teilweise arabische Vorfahren?

-Ja.

-Daher kennen Sie wahrscheinlich auch, in Hinsicht auf Ihre Heimat, sich in vielen Süßwarensorten besser aus.

-Bei uns sind die Sorten eher gemischt, aber natürlich haben wir auch viele arabische Süßwaren.

-Sind diese dann eher aus der syrischen Küche?

-Wir haben Sorten aus Syrien oder dem Libanon, aber auch aus der Türkei. Wir backen auch deutsche Süßwaren.

-Also Ihr Sortiment ist da eher international.

-Ja international.

-Können Sie uns eine unvergessliche Geschichte über die Keupstraße erzählen, die Sie vielleicht von Ihrem Vater gehört haben oder selber erlebt haben.

-Ja das kann ich. Vor etwa vier oder fünf Jahren gab es hier ein Bombenattentat. Das habe ich immer noch nicht vergessen. Der Attentäter konnte nicht gefasst werden. Es ist bis jetzt unbekannt, wer der Täter war und wieso er das getan hat.

-Ging die Bombe in der Nähe von Ihnen hoch?

-Nicht sehr nah, aber am Anfang dieser Straße ist ein Friseur, da ist es passiert.

-Auch wenn es nicht sehr nah war, hat Sie dieser Anschlag sehr mitgenommen?

-Ja, also natürlich haben wir keinen materiellen Schaden erlitten. Doch hätte es genauso auch in unserem Laden passieren können, oder in der Nähe. Wir hätten auch drunter leiden können. Wir hatten also Angst. Natürlich wird man es mit der Zeit vergessen, aber trotzdem spüren wir immer noch die Nachwirkungen. Trotz alledem ist diese Straße eine sehr lebendige Straße. Wir langweilen uns hier nie. Es kommen Menschen aus ganz Deutschland hierher. Also ist das hier eine sehr belebte Straße. Alle machen hier gute Arbeit, Gott sei dank. Die Türken die hier von überall her kommen, fühlen sich so als hätten sie die Türkei gesehen. Sie erinnern sich an ihre Heimat. Die Deutschen erinnern sich an den Urlaub in der Türkei, essen hier türkisches Essen und türkische Süßwaren und haben die Möglichkeit die Sachen die sie in der Türkei gemacht haben hier zu wiederholen.

-Haben Sie eher türkische oder deutsche Kunden?

-Zu siebzig Prozent sind es Türken. Die restlichen dreißig Prozent bestehen aus Deutschen, Italienern, Griechen und anderen. Menschen die unseren Laden betreten und hier was einkaufen, kommen auf jeden Fall noch einmal hierher. Das zeigt natürlich die Zufriedenheit unserer Kunden.